Die Eröffnung der neuen Ausstellung im Museum im Ritterhaus übertraf alle Erwartungen, wie Museumsdirektorin Dr. Valerie Schoenenberg begeistert feststellte. Am Freitagabend war das mit Stühlen ausgestattete Foyer bis auf den letzten Platz gefüllt, mit vielen Gästen, die zusätzlich an den Seitenrändern standen, auf den Stufen saßen oder sich auf der Galerie aufhielten. Das große Interesse galt der Sonderausstellung "Why not? 150+ Jahre Vibratoren, Sex & Tabus", die zuvor in der Zeitschrift "Emma" für kontroverse Diskussionen gesorgt hatte.
Die Zeitschrift hatte berichtet, dass ein Aufschrei der Entrüstung unter den Bürgern wegen der Ausstellung zu erwarten sei. Ob solche Kritiker tatsächlich zur Eröffnung kamen, bleibt unklar. Falls doch, fielen sie nicht auf. Eine kleine Gruppe, die möglicherweise aus Gegnern bestand, versammelte sich kurzzeitig vor dem Seiteneingang, ohne jedoch weiter aufzufallen oder das Angebot von Carmen Lötsch, der Leiterin der Offenburger Kulturabteilung, anzunehmen, sich die Ausstellung selbst anzusehen. Im Museum herrschte eine ausgelassene Stimmung, zu der auch zwei DJanes beitrugen, die Musik während und nach den Eröffnungsreden spielten. Carmen Lötsch hob in ihrer Begrüßungsrede hervor, dass es wichtig sei, offen über kontroverse Themen zu sprechen, statt zu schweigen, insbesondere wenn es um so lange unterdrückte und diskriminierte Bereiche wie Sexualität, speziell die weibliche Sexualität, und damit verbundene Themen wie Selbstbestimmung, Gleichstellung und die Würde von Frauen geht.
Einblick in die kulturwissenschaftliche Forschung
Carmen Lötsch betonte, dass die Ausstellung die Arbeit von Dr. Nadine Beck erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorstellt. Sie argumentierte, dass Sexualerziehung nicht nur im digitalen Raum stattfinden sollte, sondern auch persönliche Begegnungen und Diskussionen erfordert. Das Museum verknüpft das Thema mit seiner kulturgeschichtlichen Sammlung, was laut Lötsch genau die Rolle eines Museums für Stadt- und Regionalgeschichte ist. Dr. Nadine Beck lobte in ihrer Rede die positive Atmosphäre in Offenburg und die ausgezeichnete Zusammenarbeit bei der Vorbereitung der Ausstellung. Sie plädierte für Offenheit und die Enttabuisierung des Themas, betonte jedoch, dass nicht jeder Mensch Sexspielzeug oder sexuelle Aktivitäten befürworten muss. Anne Junk, Mitinitiatorin und Co-Kuratorin, erklärte, dass der Besuch der Ausstellung freiwillig ist und empfahl diesen ab einem Alter von 16 Jahren, wobei jüngere Besucher nur in Begleitung oder mit Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten Zutritt haben.
Über die Ausstellung
Die Ausstellung bietet mehr als nur reißerische Darstellungen; sie präsentiert das Thema Sexualität auf wissenschaftlicher Basis und vermeidet bewusst Sensationsgier. Neben der Möglichkeit, Selfies auf einem "Vibrator-Thron" zu machen, bietet die Schau sachliche Informationen und historische Kontextualisierung. Besucher können über die vielfältige Nutzung von Alltagsgegenständen für sexuelle Zwecke staunen und schmunzeln. "Why not?" ist eine fundierte und sehenswerte Ausstellung für alle, die sich ernsthaft mit der Entwicklung der Sexualität auseinandersetzen möchten. Die Ausstellung ist bis zum 28. September 2025 von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet.