Während 95 Prozent der Männer bei sexuellen Begegnungen regelmäßig einen Höhepunkt erreichen, erleben dies nur 65 Prozent der Frauen. Dieses Ungleichgewicht wirft Fragen nach seinen Ursachen und möglichen Lösungen auf. Der Orgasmus, ein Phänomen, das sich durch eine komplexe Aktivierung verschiedener Gehirnregionen und des Beckenbodens auszeichnet, wie Laura Hatzler, eine Expertin für Sexualwissenschaft an der Charité in Berlin, erläutert, bleibt für viele Frauen unerreichbar.
Der Mythos um den weiblichen Orgasmus
Obwohl männliche und weibliche Orgasmen viele physiologische Gemeinsamkeiten aufweisen, wie die Ausschüttung von Oxytocin und Muskelkontraktionen, besteht weiterhin die Fehlannahme, dass der weibliche Orgasmus komplexer sei. Historische Perspektiven, wie die von Sigmund Freud, der den klitoralen Orgasmus als unterlegen betrachtete, und Isaac Baker-Brown, der die Klitoris fälschlicherweise mit psychischen Störungen in Verbindung brachte, haben zu einem mangelnden Verständnis der weiblichen Sexualität beigetragen. Dies zeigt sich auch darin, dass ein Drittel der Menschen die Klitoris auf anatomischen Zeichnungen nicht korrekt identifizieren kann.
Die Entstehung sexueller Vorstellungen
Die sexuellen Skripte, die unser Verständnis von Sexualität prägen, basieren oft auf Medieninhalten wie Filmen und Pornografie, die ein unrealistisches Bild von Sex vermitteln. Leila Lowfire, eine Sex-Podcasterin, spricht darüber, wie solche Skripte ihre eigenen sexuellen Erfahrungen beeinflusst haben.
Die Bedeutung der klitoralen Stimulation
Laura Hatzler hebt hervor, dass der Schlüssel zum weiblichen Orgasmus oft in der Stimulation der Klitoris liegt, wobei nur ein geringer Prozentsatz der Frauen durch reine vaginale Stimulation zum Höhepunkt kommt. Dieses Wissen scheint jedoch nicht weit verbreitet zu sein, was sich in der geringeren Orgasmusrate bei heterosexuellen Frauen im Vergleich zu lesbischen Frauen widerspiegelt, bei denen der Fokus stärker auf der Klitoris liegt.
Überwindung von Rollenmustern und die Bedeutung der Kommunikation
Um das Orgasmus-Ungleichgewicht zu verringern, betont Hatzler die Wichtigkeit offener Kommunikation über sexuelle Bedürfnisse und Wünsche. Ein sicheres Umfeld, in dem man sich traut, seine Bedürfnisse zu äußern, ist ebenso entscheidend wie das Wissen um die eigenen Vorlieben. Leila Lowfire empfiehlt, durch Masturbation die eigenen erogenen Zonen zu erkunden und schlägt vor, dass Frauen, die sich wohl dabei fühlen, dies auch vor ihrem Partner tun, um ihm zu zeigen, was ihnen gefällt.
Quelle: https://www.zdfheute.de/wissen/orgasmus-frau-orgasm-gap-100.html
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