Barebacking bezieht sich auf den Geschlechtsverkehr ohne Kondome und das Fisting ohne Handschuhe, was die Prinzipien des Safer Sex außer Acht lässt. Der Ausdruck "Bareback", der aus dem Englischen stammt und "Reiten ohne Sattel" bedeutet, hat seinen Ursprung im Rodeo und symbolisiert das risikobehaftete Verhalten. Ursprünglich in den frühen 1990er Jahren von HIV-positiven Menschen in den USA geprägt, um untereinander ungeschützten Sex zu praktizieren, hat der Begriff mittlerweile eine breitere Bedeutung angenommen und steht allgemein für jegliche Form von ungeschütztem Geschlechtsverkehr.
Verbreitung und Wahrnehmung
In Großstädten, besonders innerhalb der schwulen Community, hat Barebacking als Trend zugenommen, teilweise weil AIDS nicht mehr so präsent in der öffentlichen Wahrnehmung ist und aufgrund des Vertrauens in verbesserte Behandlungsmethoden. Trotz der Risiken identifizieren sich manche schwule Männer als Barebacker, da sie das Risiko einer Infektion bewusst in Kauf nehmen. Ein verbreiteter Irrglaube unter bereits HIV-infizierten Personen ist, dass sie sich nicht mit anderen HIV-Stämmen anstecken können, was jedoch falsch ist und zu einer sogenannten Superinfektion führen kann.
Risiken und Folgen
Das Risiko, sich mit HIV, anderen Geschlechtskrankheiten oder Hepatitis zu infizieren, ist beim Barebacking besonders hoch, sowohl für HIV-negative als auch für HIV-positive Personen. Für HIV-Negative besteht die Gefahr, sich unbewusst zu infizieren und andere anzustecken. HIV-Positive riskieren neben der Ansteckung mit anderen Krankheiten auch die Infektion mit anderen HIV-Stämmen, was die Behandlung erschweren kann. Speziell die Interaktion zwischen verschiedenen Viren kann die Situation für HIV-Positive verschlimmern.
Barebacking-Kultur und gesellschaftliche Wahrnehmung
Bareback-Partys, bei denen ungeschützter Sex praktiziert wird, sind Teil dieser Subkultur. Solche Veranstaltungen, die auch als Russian Roulette-Partys bekannt sind, ziehen gelegentlich auch HIV-negative Personen an, die bewusst das Risiko einer Ansteckung suchen. Trotz der Annahme, dass Barebacking hauptsächlich ein Phänomen der homosexuellen Community sei, zeigen Studien, dass ungeschützter Sex unter Heterosexuellen verbreiteter ist. Dennoch wird in Medien und Politik oft ein anderes Bild vermittelt.
Soziologische und psychologische Perspektiven
Die Diskussion um Barebacking wird oft von der Annahme begleitet, es handle sich um ein spezifisch homosexuelles Verhalten. Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts widerlegen jedoch diese Annahme und zeigen, dass Safer Sex unter homosexuellen Männern häufiger praktiziert wird als unter Heterosexuellen. Die höhere Infektionsrate unter homosexuellen Männern wird dabei kontrovers diskutiert, wobei unklar bleibt, ob dies auf eine höhere Anzahl an Sexualpartnern oder auf eine größere Anzahl bereits infizierter potenzieller Partner zurückzuführen ist.